T O U R B L O G

Tour di pensionamento

26. Sep 2023

Tag 36 Spilimbergo

Dass man in Caorle an der oberen Adria weilt, äußert sich an den Gästen im Hotel - ausschließlich Österreicher - und dem angepassten Frühstück, sehr persönlich, sehr bemüht und sehr umfangreich, nach langjähriger Erfahrung mit den österreichischen Gästen, ich hab's genossen. Ein weiterer Tag bei diesem Wetter hätte noch gut gepasst....
So hat der Tag also gut begonnen, so kann es weitergehen, dachte ich, als ich aus Caorle hinausfuhr. Ich biege auch gleich wieder auf eine Schotterpiste neben einem Kanal und radle gemütlich dahin. Es ist angenehm, nicht zu kühl, noch nicht warm, Jacke brauche ich heute jedenfalls keine. Dann erweckt ein Schild "Sackstrasse" meine Aufmerksamkeit. Hatte ich schon des Öfteren, werden eh nur die Autos gemeint sein, also weiter. Es dauert aber nicht allzu lange, und ich bin am Ende des Weges angelangt. Mein Navi zeigt aber weiter konsequent in diese Richtung. Beim Hineinzoomen sehe ich, die Route verläuft durch das Wasser! Tja, und da ist ja auch ein kleiner unscheinbarer Anleger und eine Tafel, die die Fahrzeiten einer Fähre zeigt. 9 Uhr sehe ich, auf der Uhr allerdings bereits viertel nach, und ich hab mir beim Frühstück zuviel Zeit gelassen, ärgere ich mich. Dann schau ich genauer hin und brauch mich nicht zu ärgern, die letzte Fahrt war am 24. September, und heute ist der 26. Ein Blick aufs Navi zeigt das nächste Dilemma, es gibt keine kurze Alternative, ich muss zurück bis Caorle, und dann eine lange Strecke der gestrigen Tour wieder zurück, die Extra Meile des Tages ist gesichert. Die Strecke ist mir vertraut, ich trete kräftig in die Pedale um bald wieder meine heutige Tour zu erreichen. Ursprünglich hätte die Tour 76 Kilometer gehabt, mittlerweile geht der Zähler der Restkilometer bis zum Ziel nach oben, ergibt mit den bereits gefahrenen bald 100 Kilometer, na Bravo, denke ich, und trete gegen den stärker werdenden Gegenwind an. Ich erreiche eine Abzweigung, das Navi zeigt eine Verbindung zur Tour an, allerdings steht ein Schranken im Weg. Soll ich? Soll ich nicht? Ich überlege nicht lange, umfahre den Schranken und stehe vor einem Wiesenweg, zwei ausgefahrene Fahrspuren, allerdings keine frischen Spuren. Es fährt sich nicht schlecht, langsam halt. Nach einiger Zeit macht der Weg einen Schwenk in die gefühlt falsche Richtung und der Zähler ist bereits auf über 100 Kilometer, das kann nicht mehr stimmen. Ich checke wieder das Navi und erkenne meinen Fehler, die von mir als Route interpretierte Linie, war nur eine Peilung auf die Route, kein vorgeschlagener Weg. Wieder den ganzen Weg retour zum Ausgangspunkt, jetzt aber keine Spielchen mehr, ich folge der Hauptstraße bis ich die Tour wieder erreiche. Ganz schön viel Zeit verloren, lässt sich nicht ändern. Ich erreiche Portogruaro, auch auf einer stark befahrenen Straße, aber das ist mir egal. Die Stadt hat, wie so viele Städte auf meiner Reise, eine schöne, alte Innenstadt, aber heute habe ich Zeit aufzuholen und halte mich nicht lange auf. Mein Freund Sepp hat mir geschrieben, dass er und Susanne spontan für ein paarTage nach Caorle fahren. Es wäre schön, wenn wir uns auf der Strecke treffen könnten. Wir telefonieren ein paar Mal um unsere Standorte abzustimmen, ob es sich irgendwo ausgeht. San Vito al Tagliamento ist die einzige Stadt, durch die ich noch komme, wir vereinbaren, uns dort zu treffen. Das Zentrum liegt nicht weitab meiner Tour, bis dahin brauche ich noch 45 Minuten, ich kämpfe mit starkem Gegenwind, der je nach Wegführung zum Seitenwind wird, beides sehr unangenehm und kräftezehrend. Ich bin kurz vor den beiden da, wir treffen uns direkt unter dem mächtigen Campanile, es tut gut nach Wochen alte Freunde zu umarmen :-) Wir suchen uns eine Bar und essen einen Happen, machen Fotos und unterhalten uns. Bald ist Zeit zum Aufbruch, ich hab noch knapp 30 Kilometer vor mir, und die beiden wollen noch den schönen Nachmittag am Meer genießen, gute Zeit Euch beiden, cool dass es geklappt hat, es war ein schönes Treffen! :-)  Mein weiterer Weg, nachdem ich zurück auf der Tour bin, führt bald weg von der Straße auf eine grobe Rumpelschotterpiste, sehr anstrengend. Folge dem Weg zwei Kilometer sagt die emotionslose Stimme des Navi, geht schon denke ich, aber danach kommen die nächsten ein, drei, zwei usw. Kilometer, denen ich folgen soll, es nimmt kein Ende. Mir tun schon die Handgelenke und Schultern weh von der Rüttlerei, und auch Riki leidet. Ah, ich hab vergessen zu erwähnen, ich habe meinem Bike einen Namen gegeben, sie heißt Riki. La bicicletta, das Fahrrad ist im italienischen weiblich. Extrem zuverlässig und genügsam, immer da wenn ich sie brauche, dem wird nur ein Name gerecht, danke Riki ;-) Unsere Tortour ist noch nicht zu Ende, aus der Rumpelpiste wird ein Wiesenweg, wo kein Weg zu erkennen ist, aber das Navi wird's schon wissen. Immer weiter, immer schlechter, und dann stehe ich inmitten von Feldern mit Riki, es geht nirgendwo mehr weiter, Sch..... Mit zurückfahren habe ich heute eh schon reichlich Erfahrung. Das Problem bei diesen saublöden Nichtwegen ist nicht nur die unnötige Belastung für das Material, es geht auch nichts weiter, deshalb  werden die letzten Kilometer dann auch nur mehr auf der Straße zurückgelegt, Einwände werden ignoriert. Ich erreiche Spilimbergo nach 96 Kilometer um 16 Uhr, checke ein und fahre noch kurz in das Zentrum, es gibt nichts vor 19 Uhr wo ich essen kann. Anyway, hole ich mir was beim Spar und setze mich mit einem Birra Moretti in die Sonne, es hat noch 28 Grad. Morgen nach Pontebba, es wird sicher kühler.....