T O U R B L O G

Tour di pensionamento

31. Aug 2023

Tag 10 Parma

Gestern habe ich beschlossen, nach Parma zu fahren. Noch eine annähernd 100km Tour, aber ich möchte die Ebene hinter mich bringen. Aus mir unerfindlichem Grund verweigerte mein Navi sich in ein WLAN einzuloggen, nicht ins Hotel wifi, noch in den Hotspot meines Handys. Das ist nicht gut, denn so konnte ich die geplante Tour nicht aufs Navi laden. Vielleicht funktioniert es am nächsten Morgen, mit dieser Hoffnung ging ich schlafen. Geschlafen habe ich nicht gut, seit gestern quälen mich heftige Rückenschmerzen, nicht die bekannten, die mich seit Bandscheibenvorfällen immer wieder mal heimsuchen, sondern ganz weit unten im Kreuz, es ist ein Kreuz :-( Die genannte Hoffnung hat sich nicht erfüllt, also Plan B überlegt. Zuerst aber ein überaus opulentes Frühstück und dann schaun wir mal. Navi funktioniert ja am Handy auch, allerdings habe ich keine Halterung dafür dabei, die liegt Zuhause, hab ja das ROX Navi, dachte ich. Kurz vor meiner Abreise habe ich noch ein paar Kabelbinder eingepackt, und mit einem habe ich das Handy provisorisch am Lenker befestigt, in der Hoffnung es durch die Beutlerei nicht zu verlieren. Verloren habe ich es nicht, nicht einmal als bei einer Flußüberquerung die Lenkertasche abgesprungen ist, so hat es auf dieser Bohlenbrücke gerumpelt. Aber die freundliche Stimme des Navis hat sehr genervt. Aus Mantua hinauszufinden ist ohne Navi ziemlich tricky, und mit Navi auch, wie ich seit heute weiss. In kurzer Abfolge kommen solche Kommandos "jetzt rechts abbiegen, jetzt links abbiegen, jetzt wenden, bei nächster Gelegenheit rechts abbiegen, jetzt wenden, jetzt wenden, bei nächster Gelegenheit geradeaus, usw" so dass ich nach einer halben Stunde des Herumirrens zum Hotel zurück gefahren bin. Auf ein Neues, und siehe da, diesmal ging es vom Hotel weg in eine andere Richtung, und recht zügig dahin. Kommandos wie "rechts abbiegen" obwohl der Pfeil am Bildschirm nach links wies, führten noch zur einen oder anderen Irritation. Nach einer Stunde war es geschafft, Mantua lag hinter mir, und über 90km vor mir. Zu den Rückenschmerzen kam noch hinzu, dass ich einfach meinen Rhythmus nicht fand. Ich hatte das Gefühl, ständig leicht bergauf zu fahren, obwohl es total eben war, ein Gefühl wie mit angezogener Handbremse zu fahren. Und dann war sie plötzlich da, aus dem tatsächlich heiterem Himmel kam sie über mich, die Sinnfrage WARUM? Warum tue ich mir das hier an, was hat mich da geritten als ich den Entschluss fasste nach Rom zu fahren, mit dem Fahrrad!! Noch nicht gefrustet genug, ging es wieder endlos auf einem dieser endlosen Dämme dahin. Aus! Absteigen, trinken, Traubenzucker einwerfen, ein frisches Shirt anziehen, und nicht soviel nachdenken, sondern einfach weiterfahren und mir die Antwort auf das Warum geben- weil ich es Gott sei Dank kann, und weil ich es will! Und schon geht es besser, aber richtig gut wird es heute doch nicht mehr. Die Gegend ist einfach öde und der Radweg führt meist an den Orten vorbei, es gibt einfach nicht viel Interessantes zu sehen, das sich von den letzten Tagen unterscheiden würde. Gegen Mittag steigt die Temperatur schon wieder gegen 30 Grad an, in meinem Kopf singen die Doors "show me the way to the next coffee bar" aber nichts ergibt sich. Als ich wieder an einem verschlafenen Dorfrand ankomme, fahre ich hinein und finde tatsächlich eine Bar :-) Ich esse ein grosses Schinken Panino und trinke Wasser, und danach schlafe ich im Sitzen tatsächlich kurz ein, aber diese Pause habe ich gebraucht. Weiter geht es wieder über Schotterpisten, wieder mit Pfützen und Löchern die mit Keramik ausgekleidet sind, wieder gut gegangen. Heute fallen Schwärme von Mücken über mich her, nur nicht stehen bleiben und den Mund immer geschlossen halten. Ein paar mal schickt mich das Navi noch in die falsche Richtung, aber Parma ist nicht mehr weit. Genau in meiner Fahrtrichtung bauen sich Wolken auf, was mich zusätzlich motiviert, möglichst vor dem einsetzenden Regen anzukommen. Die letzten km sind wieder richtig zaaaach, ein selten befahrener, schmaler ungepflegter Radweg/Damm, an dessen Ende ich in Parma bin. Mein Hotel liegt im historischen Zentrum, als ich nach 95km absteige, hat der Akku noch Saft für einen Kilometer, well done! Einchecken, Gepäck ins Zimmer bringen, Rad in die Tiefgarage, Akku laden, und dann, das heute wahrlich hart verdiente Ankommensbier :-) Cheers, Salute, Prost. Nachdem es erst Nachmittag ist, haben die Restaurants noch geschlossen, ich aber habe grossen Hunger. Ein Kebap Laden kommt mir da sehr gelegen, bei uns an jeder Ecke, hier eine Ausnahme. Ein frisches Thunfisch Kebap, selten so gut gespeist ;-) Dann schlendere ich durch die pulsierende Stadt, massenhaft Touristen sind da, und sehr viele Jugendliche, es herrscht eine gute Stimmung, obwohl es ein wenig regnet. Ich gönne mir noch ein äusserst leckeres Gelato, bevor ich ins Hotel zurückkehre, um endlich zu duschen und den nächsten Tag vorzubereiten. Morgen fahre ich die letzte flache Etappe über Modena, aber nur ca. 60km. Dann geht's in die Berge, hinein in die Toskana :-) Wundersamerweise funktioniert das ROX Navi wieder, mal sehen, ob es morgen auch noch so ist....