Tag 46 Lavamünd
Es ist bereits nach zehn Uhr, als ich mich auf das Rad schwinge. Heute habe ich alle Zeit der Welt, so mein Gefühl, heute fahre ich mit knapp fünfzig Kilometer die kürzeste Etappe der gesamten Tour, und die Wettervorhersage war auch vielversprechend. Nach der letzten Nacht bin ich froh, dass die Rückenschmerzen der Nacht sich mit dem Verlassen dieser unseligen, ultraweichen Bettstatt nicht manifestiert haben, alles gut :-) Noch ist es bewölkt und recht kühl, aber es geht gut dahin. Ich habe mir vorgenommen, heute wirklich zu bummeln und die Fahrt an jedem Kilometer bewusst zu genießen, doch so einfach ist das gar nicht, ich bin es seit Wochen gewöhnt, immer recht zügig zu fahren. So wird auch der Radweg am Damm entlang der Drau als sehr angenehm erlebbar ;-) Wieder fahre ich durch Dörfer, es geht rauf und runter, fast schon wie in der Toskana, halt wirklich nur fast. Bevor ich Völkermarkt erreiche, beginnt der Bereich mit den extremen Sturmschäden im Wald. Die vor sechs Wochen noch überall sichtbaren Schäden sind großteils aufgearbeitet, überall im Wald hört man das Kreischen der Motorsägen, große Stapel von abgelängten Baumstämmen warten auf ihren Abtransport. Dann setzt sich endlich die Sonne durch, es wird angenehm warm, die Jacke kann weg. Jetzt wird das Radfahren zu einer Genussfahrt durch die sonnenbeschiene Herbstlandschaft, es macht richtig Freude. Heute ist ja der Tag des Lächelns, das fällt mir heute auch wirklich nicht schwer :-) Bei Ruden mache ich an einem Rastplatz halt und genieße die warmen Sonnenstrahlen, was für ein Tag! Dann erreiche ich die Jörg Haider Brücke, die über die Drau führt und Ruden und Bleiburg verbindet. Es ist Kärntens höchste Brücke, mit Höhenangst ausgestattet kostete es mich große Überwindung in der Brückenmitte abzusteigen, hinunter zu schauen und Fotos zu machen, ich war froh, als ich die Brücke hinter mir hatte. Eine weitere Brücke hatte ich noch vor mir, über die ich vor Wochen schon das Rad geschoben habe, die Hängebrücke Santa Lucia über den fünfzig Meter tiefen Feistritzbachgraben. Vor der Brücke treffe ich einen Mann, der sich die Sonne auf den gebräunten Körper scheinen lässt. Ernsti ist mit seiner Begleiterin Hanni gestern in Bleiburg bei einem Jazz Konzert gewesen. Er erzählt mir, dass er schon Spanien und Portugal durchwandert hat. Heute wollen sie noch das Liaunig Museum besuchen. Noch ein paar Fotos, und mit guten Wünschen fahre ich weiter. Schön euch kennengelernt zu haben! Die Fahrt über die Brücke ist ok, ich schaue halt nur gerade voraus und nicht links oder rechts hinunter. Nach Lavamünd ist nun nicht mehr weit, als ich gerade eine Anhöhe hinunterrolle, sehe ich auf der anderen Straßenseite das Liaunig Museum. Spontan kehre ich um und fahre hin. Die Zufahrt ist für Fahrräder verboten, ich fahre trotzdem hinein, ich möchte ja nur ein paar Fotos machen. Es dauert nicht lange, da kommt eine junge Frau heraus und auf mich zu. Ich bin schon auf einen Verweis eingestellt, doch sie fragt mich freundlich, ob sie mir weiterhelfen kann, und überreicht mir einen Folder des Museums. Ich bekomme einen Privatvortrag zur Geschichte des Museums, dessen Gründer, der Industrielle Herbert Liaunig, erst letzten Freitag verstorben ist. Die schwarze Fahne an der Einfahrt war mir aufgefallen. Es war sehr interessant, nicht ausgeschlossen, dass ich das Museum einmal besuchen werde. Kurz nach 14 Uhr erreiche ich Lavamünd, trinke im sonnigen Gastgarten ein Ankommensbier, checke ein, dusche, und dennoch ist noch reichlich Zeit bis 17 Uhr, erst dann gibt es was zu essen. Ich gehe spazieren, mit Attraktionen ist dieser Ort wahrlich nicht gesegnet. Was auffällt, sind die kürzlich erfolgten Bauarbeiten zur Hochwasservermeidung. Hier, am Zusammenfluss der Lavant in die Drau, gab es wohl schon die eine oder andere Katastrophe. Alles andere als eine Katastrophe war dann mein Abendessen, zuerst Käsespätzle, doch dann das kulinarische Highlight, Kärntner Nudeln mit Topfen und Marillen, wow, was für ein Genuss! :-) dazu ein Glas Chardonnay........ im Radio habe ich einen italienischen Sender gefunden, ich verstehe zwar kaum etwas, aber es fühlt sich heute einfach gut an :-)
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- Gerhard |
der kreis schließt sich, wann planst du in graz einzutreffen? |
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- pa |
Yes Hartl, am Sonntag Nachmittag, so der Plan :-) |