T O U R B L O G

Tour di pensionamento

08. Sep 2023

Tag 18 Grosseto


Die Nacht war wie die Nacht zuvor :-( also Schwamm drüber.
Um die Küche in diesem Apartment wenigstens auch genützt zu haben, koche ich mir einen Tee zum Frühstück und esse einen Müsliriegel dazu. Dann Packen und ab geht´s. Ich habe die längere von zwei möglichen Routen gewählt, mit 85km um 15km länger aber mit weniger Steigungen. Hätte ich gewusst, welche Wege mich gleich zu Beginn erwarten, hätte ich heute nicht die kürzeste Short angezogen, um die Radlerbräune ein wenig auf die Oberschenkel auszudehnen. Zuerst eine Schotterpiste, Übergang auf einen Feldweg um schließlich in einen Pfad zu münden. Zum einen eine Rumpelpiste, ganz schlecht fürs Kreuz, zum anderen ist der Pfad mit Sträuchern und Dornen abschnittweise ziemlich zugewachsen, da hätte ich lieber eine lange Hose an. Dann reihe ich mich wieder einmal in den heftigen Frühverkehr einer Verbindungsstrasse ein, es geht dahin. Zum Glück gibt es immer wieder Seitenstreifen, denn es kommt starker Wind auf, klarerweise von vorne oder von der Seite. Nach einem Anstieg muss ich einen Tunnel durchqueren, da stellen sich schon ein wenig die Nackenhaare auf. Als Belohnung geht es auf der anderen Tunnelseite hinunter, und, der Wind kommt plötzlich von hinten. Vor mir liegt eine endlose Gerade, die wieder leicht ansteigt, aber mühelos lasse ich mich vom Wind tragen, ich brauch lange Zeit nicht zu treten  Es kommt ein langer Abschnitt die Küste entlang, die Gegend ist touristisch sehr gut erschlossen und auch besucht. Kleine Ferienanlagen reihen sich für etliche Kilometer die Küste entlang, und keine Hochhäuser und Bettenburgen, sehr angenehm! Es folgt ein Yachthafen, den Namen habe ich schon wieder vergessen, dann eine größere Stadt, ich müsste nachsehen wie sie hieß, aber es spielt eh keine Rolle, bin schon wieder weg ;-). Wieder habe ich das Vergnügen, ein Naturreservat zu durchradeln, wie ich es schon von Cecina bis Baratti kenne. Alleine der Geruch, das Harzige der Kiefern vermischt sich mit dem Duft von Kräutern und vom Meer weht die salzige Luft herauf, eine Mischung die ich gerne konservieren würde, so wunderbar ist diese olfaktorische Komposition :-).  Am Ende dieser Durchfahrt sind es nur noch 10km bis Grosseto, mein heutiges Ziel. Ein Radweg, breiter als so manche Straße bisher, gesäumt von jungen Bäumen die noch kaum Schatten bringen. Die Uhr zeigt kurz nach 12 als ich in Grosseto ankomme. Eigentlich kann ich es gar nicht fassen, dass ich das heute geschafft habe, aber mit zunehmender Dauer des Radelns, werden die Rückenschmerzen weniger. Dafür macht sich so ab km50 eh jeden Tag mein Gesäß unangenehm bemerkbar, ich weiß dann schon nicht mehr, wie ich am Sattel sitzen soll. Ich habe mir heuer den x-ten Sattel gegönnt, es war bisher offenbar noch nicht der Richtige dabei. Wenn ich wieder Zuhause bin, lasse ich jedenfalls ein Bike-Fitting machen, da wird die Haltung am Rad vermessen und optimiert, hätte ich vor der Tour machen sollen! Grosseto ist so etwas wie Bezirkshauptstadt, ziemlich groß, mit einem auch nicht kleinen Altstadtkern, den man durch Tore in einer gut erhaltenen Stadtmauer erreicht. Ich stoppe an einer Bar, esse erstmal eine kleine Lasagne und trinke 1l Wasser. Dann mache ich mich auf die Suche nach meinem Hotel. Ich fahre durch Stadtteile, nun, Multikulti trifft es wohl ganz gut, nicht nur die hier in Italien üblichen Afrikaner, am Kleidungs -und Verhüllungsstil definieren sich etliche hier gestrandete Nationalitäten. Mein Hotel liegt mittendrin direkt am Bahnhof. Ich habe heute ein Schweizer Pärchen getroffen, sie kamen auf ihrer Reise auch nach Genua, wo es so arg sein soll, dass sie sich am Abend nicht aus dem Hotel getraut hat. Wohl vorbei, die unbeschwerten Zeiten …… Das Hotel ist schon in die Jahre gekommen, aber neu aufgehübscht, passt schon. Wenn das Bett auch noch passt, alles cool. Nach dem Duschen fuhr ich mit dem Rad nochmals ins Zentrum. Mein Rad habe ich an einem Mülleimer festgemacht ;-) Zu fotografieren gibt es nicht sehr viel, am zentralen Platz werden 10 Stände aufgebaut. Sie tragen die Namen einiger bekannter Städte wie Pisa, Prato…. Ausgestattet mit einer Betonplatte und einer genauen Anzahl an Ziegeln. Morgen ist dieser Platz gesperrt, es findet offensichtlich ein Wettstreit der Absolventen einer Bauschule statt, wenn ich es richtig gedeutet habe. In einer weiteren Bar genehmige ich mir dann das heutige Ankommensbier, und darauf eine Toskanische Brettljause, heute ist tierische Eiweiß angesagt. Nachdem es mir heute relativ gut gegangen ist, habe ich für morgen wieder 85km eingeplant, diesmal ein wenig mehr Höhenmeter. Den ursprünglichen Plan über Pitigliano zu fahren, den habe ich aufgegeben, ich möchte unbedingt in Rom ankommen, und wähle wenn machbar, den Weg des geringsten Widerstandes, sprich die wenigsten Höhenmeter.