T O U R B L O G

Tour di pensionamento

11. Sep 2023

Tag 21 Roma

Half way gone…
Mein Rad hatte ich letzte Nacht im Zimmer, somit habe ich schon vor dem Frühstück alles abfahrbereit. Zum Frühstück gibt es frischen Toast, nur absolut nichts zum Drauflegen, also Buttertoast, weil Butter gibt es. Noch ein Joghurt aus Südtirol und einen grünen Tee, und es kann los gehen, besser fahren. Fahren werde ich heute rund 75km. Für 30km folgt die Straße der Küste, und ich folge dieser Straße, der ss1 Via Aurelia. Santa Marinella erweist sich heute bei der Durchfahrt als ganz nettes Städtchen, Bars uns Restaurants, waren offensichtlich gestern am Sonntag alle geschlossen. Auch an einer kleinen Marina komme ich vorbei, sie ist voll mit Segelbooten, wahrscheinlich kein schlechtes Revier. Nun ja, der Wind der letzten Tage war am Meer sicher einen Törn wert. Heute allerdings, kein Wind. Wunderbar, es geht dahin, es macht wieder Spaß. Weniger Verkehr wäre noch der Wunsch des Radlers, aber statt weniger wird bald mehr. Nach 30km schickt mich das Navi über verkehrsarme Nebenstraßen. Schon seit Tagen fällt mir auf, je weiter ich nach Süden fahre, desto desolater werden die Straßen! Selbst die ss1 hat Löcher und Risse, wie bei uns Frostaufbrüche nach dem Winter. Sobald ich diese Bundesstraße verlasse und in eine Nebenstraße einbiege, ist es vorbei mit glatter Fahrbahn. Risse und tiefe Löcher sind die ständige Herausforderung, bei Licht/Schatten Wechsel übersehe ich des Öfteren ein Schlagloch und rumple hindurch. Mit dem ständigen Verkehr im Genick, ist ein Ausweichen der Hindernisse eh nicht immer möglich. Die ss1 hat oft einen markierten Seitenstreifen unterschiedlicher Breite, den ich auch immer nutze. Hinweisschilder wie „Bankett nicht befahrbar“ können hier eingespart werden, es gibt so etwas wie ein Bankett einfach nicht, dafür gibt es eine Asphalt Abrisskante…. Aber es läuft sehr gut heute :-) Nach 50km halte ich an einer Tankstelle und esse ein Sandwich. Gleich dahinter muss sich ein Flughafen befinden, im 5 Minuten Takt landen hier die Maschinen, der Nachschub an Touristen scheint gesichert ;-) 
Voll Vorfreude auf Rom nehme ich die letzten 25km in Angriff. Ich stelle mir vor auf einem Hügel anzukommen, mit Blick auf Rom, um sodann gemütlich in das Zentrum hineinzuradeln. So ähnlich wie am Jakobsweg, wenn der Monte de Gozo erreicht ist, eröffnet sich zum ersten Mal der Blick auf Santiago und die Kathedrale, und man weiß, es ist so gut wie geschafft. Es kommt anders. Die Verkehrsdichte nimmt zu, ich bekomme Stress. Was für ein Glück denke ich noch, als ich von dieser ss1 wieder auf eine Nebenstraße herunter geleitet werde. Noch ein Phänomen ist mir mit dem weitern Vordringen nach Süden aufgefallen. Es wird immer ungepflegter und dreckiger. Die Straßenränder sind übersät mit allerlei Unrat, leere Flaschen, aufgerissene Müllsäcke, Kleidungsstücke, alte Möbel und Kühlschränke zu beiden Seiten. Und Glasscherben, immer wieder Glasscherben. Scherben bringen Glück, denke ich mir, wenn ich wieder einmal den Scherben nicht ausweichen kann ;-) Aber was ich dann wenige km vor Rom sehe, lässt sich kaum beschreiben. Über mehrere 100m ist eine Straße eine einzige illegale Mülldeponie. Der Müll stapelt sich auf beiden Straßenseiten, man kann erkennen, dass der Müll vielfach schon sehr lange hier liegt, und immer wieder neuer Müll hinzukommt. Ich mochte gar nicht stehen bleiben, um das zu fotografieren. Dann geht´s richtig los, der ultimative Verkehr Stress, Rom ist keine Stadt der Radfahrer, das muss man hier zur Kenntnis nehmen. Es wäre gut, rundum Augen zu haben um unbeschadet über Kreuzungen zu kommen, wo gefühlt jeder zugleich in jede mögliche Richtung fährt. Aber das Ankommen am Petersplatz will halt verdient sein, und um 12:15 nach genau 1538km habe ich es geschafft, das Ziel ist erreicht  Was ich dann fühle, ist schwer zu beschreiben, in jedem Fall ganz viel Dankbarkeit …….
Ich lasse die Stimmung in mich strömen und komme langsam herunter, und ich freue mich, es geschafft zu haben! 
Noch einmal nehme ich die Herausforderung des Verkehrswahnsinns an, und finde schnell mein Hotel. Es ist ein B&B. Es ist ein Zimmer im 2.Stock eines Wohnhauses, Bad und WC am Gang, kein Scherz. Spartanisch eingerichtet ist eine nette Beschreibung, aber ich will hier eh nicht wohnen bleiben. Das zweite B in B&B steht hier wohl für das zweite Bett im Raum, denn Breakfast wird nicht angeboten. Für dieses Paket bezahle ich 180 Euro die Nacht, ich habe zwei Nächte gebucht, länger halte ich den Trubel hier nicht aus. Die Lage ist aber ganz ok, in unmittelbarer Nähe zum Vatikan und zum Petersdom. Nachdem meine Haare mittlerweile schon trocken sind, werde ich jetzt einmal die Umgebung erkunden gehen, und mir das wahre Ankommensbier gönnen. Weiterer Bericht folgt……