Tag 23 Monterosi
Nun hat also der zweite Teil von Tour-Retour, die retour Tour begonnen, mal sehen ob es wieder 21 Tage werden, bis ich in Graz absteige. Bis dahin heißt es aber erst mal kräftig strampeln. Letzte Nacht habe ich ganz schlecht geschlafen, zuerst konnte ich lange nicht einschlafen, und bin dann immer wieder aufgewacht mit dem Gefühl, noch gar nicht geschlafen zu haben. Mein Schlaftracking sagt ich habe 6:41 geschlafen und davon 2:18 Tiefschlaf, seltsam wie sehr sich das Empfinden von der Realität unterscheiden kann. Ausgeschlafen bin ich jedenfalls nicht, als ich zusammenpacke und das Zimmer räume. Pasquale, der Vermieter, ist ein sehr netter und freundlicher Kerl, er ist um 8 Uhr gekommen, um sich zu verabschieden. Speziell die Privatvermieter ersuchen mich oft um ein 10er Rating auf Booking.com, doch diese Gefälligkeit sehe ich absolut als kontraproduktiv. Auch ich schau mir beim Buchen immer die Ratings an, die nicht zuletzt die Entscheidung beeinflussen. Und nicht erst einmal musste ich feststellen, dass eben einige Bewertungen reine Gefälligkeiten waren, so nach dem Motto, soll er sie haben, ich komm da eh nicht nochmal hin. Ich werde daher immer meine wahren Eindrücke übermitteln, ein 10er Rating war sowieso noch nie dabei!
Beim morgendlichen Gedanken an die bevorstehende Fahrt aus Rom hinaus, war mir nicht nur wegen des fehlenden Frühstücks ein wenig flau im Magen. Zu frisch noch die Erinnerung an meine Ankunft in der Stadt. Doch es kam anders, ganz anders, vorerst zumindest ;-)
Nach nur zwei Kreuzungen im heftigen Frühverkehr, „bei nächster Gelegenheit rechts abbiegen“. Und da ist tatsächlich ein Radweg, und was für einer. Zweispurig, farblich markiert führt er mich direkt aus Rom hinaus, immer den Tiber entlang, und kein Stress, das gefällt mir! Übergangslos tauche ich dann in ein Naturschutz Reservat ein, der Radweg bleibt auch hier bestehen. Zum ersten Mal, seit ich hier in Italien bin, sehe ich Weidetiere, Kühe und Schafe grasen. Darüber hinaus sehe ich etliche Reitsporteinrichtungen entlang des Weges. Irgendwann endet aber die Idylle und der Wahnsinn der Straße hat mich wieder, aber das stresst mich längst nicht mehr so wie zu Anfang der Reise. In Casale Prima Porta treffe ich auch auf Radreisende, natürlich in meiner Gegenrichtung, unterwegs nach Rom, ich befinde mich am EV5 dem Eurovelo5, der streckenweise auch dem Franziskusweg folgt. An einer Bar mache ich dann Halt, um endlich mein Frühstück nachzuholen. An der Bar werde ich nach dem woher und wohin befragt, die Männer nicken anerkennend mit den Köpfen und ich werde sehr freundlich bedient. Zum wieder Eingrooven habe ich für heute bewusst eine kurze Etappe gewählt, an die 60km sollen heute reichen. Schon bald verlasse ich die Hauptstrass und es geht, mehr bergauf als bergab, hinein in eine hügelige Landschaft. Nicht sehr spektakulär, aber ich komme gut voran. Aber auch diese Straße verlasse ich bald, die Straße wird schmäler und schlechter. Erstmalig sehe ich ein Hinweisschild Strada Danneggiata, aber so schlimm ist der Zustand der Straße gar nicht, noch nicht. Vor mir taucht ein Ort auf, mit Häusern an den steilen Hängen verteilt, muss ich da hinauf? Ja ich muss, die Straße ist steil, aber es geht. An einer Kreuzung nehme ich die falsche Abzweigung, zu früh gefreut, zurück und weiter hinauf. Diesmal geht es wirklich steil nach oben. Ich fahre im niedrigsten Gang mit höchster Unterstützung durch ein paar Serpentinen, es ist so steil, dass mir das Vorderrad immer hochkommen will. Endlich oben ist aber noch nicht ganz oben angekommen, es geht weiter auf und ab. Dann biege ich in eine Staubstraße ein, die nach einigen km zu einem Feldweg wird, und schließlich stehe ich vor einer Abfahrt durch einen steilen Hohlweg. Hilft nichts, ich muss runter. Diesen Weg sollte ein Radfahrer nicht fahren müssen, ich rutsche und taumle da irgendwie hindurch, ein Glück dass ich grobstollige Reifen habe. Ich nehme mir vor, ab sofort die nächste geplante Route genauer im Detail zu checken, denn eigentlich dürfte Komoot nach meinen Vorgaben solche Streckenabschnitte niemals einbauen! Beim Nachlesen der heutigen Tour fand ich dann den Hinweis, an einigen Abschnitten der Tour werden sie ihr Rad schieben müssen…. danke Komoot, schieben wäre gar nicht möglich gewesen! Ich juble innerlich, als ich endlich wieder auf eine asphaltierte Straße komme, aber der Zustand dieser Straße ist einfach unbeschreiblich. Einen derartigen Löcher-und Fleckerlteppich von unterschiedlichstem Niveau habe ich noch nie befahren (müssen). Autos die entgegenkommen, springen mehr, als dass sie fahren, die Fahrwerke machen üble Geräusche. In Monterosi angekommen, ist es noch zu früh um mein Zimmer zu beziehen. Ich gehe etwas essen, wo auch einige Arbeiter ihr Mittagessen einnehmen. Das Ankommensbier geht da gleich mit ;-) Mein heutiges Quartier liegt am Ende einer Straße am Ortsende und wird von drei Hunden bewacht. Zwei Schäferhunde müssen leider in ein eigens umzäuntes Areal gesperrt werden, der Pudel darf bleiben und wir schließen Freundschaft. Meine nette Gastgeberin spricht noch ein wenig Deutsch, sie ist vor vierzig Jahren aus Sterzing hierhergezogen. Zimmer ist ok, groß genug und sehr sauber, Matratze halt der übliche Standard.
Das war jetzt viel Text für wenig Ereignisreiches, „aber so war es“ würde Forrest Gump sagen ;-)
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- Sepp |
Viel Glück „retour“ mein Freund! Bin noch auf der „Warteliste“ und stosse gerne täglich mit einem Sodabier auf dein Wohlergehen an.
Buon viaggio |
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- pa |
salute amico mio :-) |