T O U R B L O G

Tour di pensionamento

14. Sep 2023

Tag 24 Montefiascone

An neun von zehn Tagen erwache ich kurz bevor mir der Wecker signalisiert, es ist Zeit aufzustehen. Heute habe ich ihn ignoriert und bin prompt nochmals eingeschlafen. Als ich vor meiner Tür Geräusche hörte hatte ich es eilig, denn meine Gastgeberin bereitete bereits das für 7:30 vereinbarte Frühstück, das sie sehr liebevoll zubereitet hat, das Joghurt aus Sterzing war wohl eine Reminiszenz an ihre Heimat Südtirol. In der Nacht muss es geregnet haben, die Straße ist noch nass bei meiner Abfahrt. Nach einigen km Hauptstraße fahre ich einen Güterweg entlang, heute keine Staubstraße. Mir kommen mehrere landwirtschaftliche Gefährte entgegen, die ich so noch nicht gesehen habe. Klein und lang, ein geschlossener Anhänger. Ich vermute es sind Erntemaschinen, denn bald fahre ich durch dichte Mandelhaine. Arbeiter blasen mit Laubsaugern das Laub weg, die niedrigen Bäume/Sträucher stehen sehr dicht, das könnte für diese Geräte passen. Es ist kühler geworden als in den letzten Tagen, aber irgendwann kommt doch die Sonne durch und es hat 23 Grad, sehr angenehm zum Fahren. Hügel rauf, Hügel runter, stark befahrene Straße, Feldweg, von allem etwas dabei, natürlich auch ein kurzer Abschnitt eines Fußweges, aber all over gute Wege heute :-)  Lange Zeit fahre ich auf der Via Francigena, dem Franziskusweg. Wanderer, oder eben Pilger kommen mir einzeln oder auch in Gruppen entgegen, einige noch ganz frisch, anderen sieht man es schon an, dass sie seit Tagen unterwegs sind, alle winken und grüßen freundlich. Auch Radfahrer mit schwerem Gepäck wie ich, radeln Richtung Rom, ich wünsche gute Fahrt. Ich erreiche die Stadt Viterbo, eine recht große Stadt. Durch ein Tor in der Stadtmauer, die erhalten ist und die gesamte Altstadt umschließt, erreiche ich das historische Zentrum. Mächtige Mauern und Bauwerke, gepflasterte enge Gassen, Touristen, es hat alles, um interessant zu sein, aber selten hat mich eine Stadt weniger angesprochen. Die Stadt wirkt trist und grau auf mich, vielleicht liegt es auch nur am bewölkten Himmel ;-) Ein paar Fotos und schon wieder auf die Piste. Ich übersehe eine Abzweigung, das beschert mir etliche weitere Kilometer auf dieser stark befahrenen Straße. In der Ferne auf einem Berg gelegen thront eine Burg oder eine große Kirche. Ist das schon das Ziel meiner heutigen Fahrt? Ich habe ein Zimmer mit Blick auf einen See gebucht, aber See sehe ich nirgends einen. Die Richtung stimmt wohl ich muss da hinauf. Zuvor wechsle ich aber den Akku, diesen zu erwartenden Anstieg schafft der heute nicht mehr. Und dieser Anstieg hat es dann auch wirklich in sich, Steigungen jenseits der 20%, ich habe wieder Mühe, das Vorderrad am Boden zu halten, und um überhaupt da hochzukommen. Endlich oben, sagt mein Navi, ich bin angekommen. Weder sehe ich ein Hotel noch einen See. Straßen führen in drei Richtungen, eine davon noch weiter hinauf, dieser folge ich um mir einen Überblick zu verschaffen. Oben ist eine Aussichtsplattform, und unten im Tal, da ist er, der See, der Lago di Bolsena. Was für ein schöner Ausblick! Durch ein Tor fahre ich noch weiter hinauf, enge gepflasterte Gassen führen mich schließlich zu dem Bauwerk, das aus der Ferne schon sichtbar war, eine Kirche, die Cattedrale di Santa Margherita, und noch darüber gelegen die Festung der Päpste, Rocca dei Papi. Es wurden sicher unzählige Ablassbriefe an die „Gläubigen“ verkauft, um solche Bauten zu finanzieren :-(
Mein Hotel ist kein Hotel, wieder einmal vermietet eine Privatperson eine ganze Etage in einem mehrstöckigen Haus. Aber Seeblick habe ich, sogar einen eigenen Balkon, und das Zimmer ist absolut top, es fehlt an gar nix. Ich radle ohne Gepäck nochmals den Berg hoch und auf der anderen Seite runter, denn dort ist ein Supermarkt, dort decke ich mich mit feinen Speisen ein, die ich dann nach dem Duschen auf meinem Balkon mit Blick über den See genüsslich verspeise. :-)  Das Ankommensbier gab´s natürlich auch ;-)