T O U R B L O G

Tour di pensionamento

15. Sep 2023

Tag 25 Radicofani

Das Zimmer war toll, das Bett wie gewohnt....
Der morgendliche Blick über den See entschädigt, somit ist alles gut :-)
Nach meinem Frühstück, die Reste von gestern, Tomaten, Brot und Tee, geht es los. Zuerst gleich einmal den Berg wieder hinauf, aber dann soll es für lange Zeit hinunter gehen, bis ich auf Seeniveau angekommen bin. Von oben hat der See nicht so groß ausgesehen, aber ich fahre ca. 45 Minuten dem Ufer folgend, bis ich nach Bolsano komme. Der Ort liegt am nördlichen Ufer des Sees. Hier gibt es auch eine touristische Infrastruktur, Hotels, Camping, Seezugang. Noch einige Zeit folge ich dem Seeufer, ehe ich dann die Richtung ändere und den See verlasse. Sehr lange fahre ich heute auf der ss2 der Via Roma, bei relativ starkem Verkehr zügig dahin. Aber immer wieder verlasse ich die ss2, um den Franziskusweg zu befahren. Es gibt heute nur einige wenige Abschnitte, die fürs Rad eher wenig gut geeignet sind, verglichen mit dem, was schon hinter mir liegt, no problem. Wieder begegne ich vielen Pilgern, aber auch einige Radler sind wieder unterwegs. Heute habe ich den ersten Radfahrer mit einer österreichischen Flagge gesehen :-) Bei der Durchfahrt des Ortes Aquapendente muss ich meine Route suchen, denn es herrscht Markttag, es ist enorm viel los, ich muss mein Rad zwischen den Ständen durchschieben. Ich überlege gerade, links oder rechts weiter, da winkt mir ein vor einer Bar sitzender Radfahrer zu, um mir den rechten Weg zu weisen. Ich halte an dieser Bar und setze mich zu ihm. Er heißt Volker, kommt aus Deutschland und ist wie ich seit dem 22. August unterwegs. Sein Ziel heißt allerdings nicht Rom, sondern Ägypten. Er hat sein Zelt dabei und nächtigt immer auf Campingplätzen. Wir unterhalten uns einige Zeit, da gesellt sich eine weitere Radlerin zu uns, Sarah. Sarah und Volker sind sich schon zuvor begegnet. Sie kommt aus Australien, lebt aber in Neuseeland. Für zwei Wochen war sie mit dem Rucksack in den Südtiroler Bergen wandern, seither ist sie mit dem Rad, ausgehend vom Gardasee, gen Süden unterwegs. Ihr Ziel ist Malta. Ihr Rad hat sie aus Neuseeland mitgebracht. Es war sehr schön sich mit den beiden über unsere Erfahrungen auszutauschen. Noch ein Selfie fürs Album, dann trennen sich unsere Wege wieder. Bald erreiche ich die Grenze zwischen Lazio und der Toskana, und die Landschaft ändert auch gleich ich Gesicht. Die vorher freie Sicht über die Ebene mit Bergen in weiter Entfernung, wird nun durch erste, wellige Hügelverläufe bestimmt. An den Kämmen tauchen die ersten Zypressen Alleen auf, und es wird auch auf der Straße bergig. In der Ferne erscheint auf einem freistehenden Hügel eine Stadt mit einem alles überragenden Turm. Muss ich hoffentlich nicht da hinauf denke ich, doch bis zu meinem Ziel ist nicht mehr weit, es könnte passen. Und es passt, ich komme langsam näher. Die letzten 10 Kilometer haben es dann aber in sich. Ich hab schon zuvor im Höhenprofil der Tour gesehen, dass es steil bergauf geht. Zusätzlich sind diese letzten Kilometer auf einer Schotterpiste abzuleisten. Die Straße wurde wohl kürzlich neu mit grobem Schotter hergerichtet, das Material ist ziemlich lose, sehr schwer zu befahren. Und dann geht es richtig zur Sache, na servas die Wadln. Während ich mich hinauf plage, höre ich Im Kopf Hans Knaus sagen, „die Oberschenkel müssen brennen“, habe ich befolgt ;-) Mein Respekt für die Radler mit den „normalen“ Reiserädern ist groß, wenn sie auch wie z.B. Volker nur 18kg Gepäck mitschleppen. Bei solchen Steigungen und Straßenverhältnissen eine großartige Leistung, Hut ab!!
Ich erreiche Radicofani mit den ersten Regentropfen, es sieht nach Gewitter aus, aber es donnert nur in der Ferne. Ein sehr altes Bergdorf, eine Festung, und ein Turm den die Deutschen noch schnell vor Endes des Krieges weggesprengt haben. Ganz hinauf kann man leider nicht, es ist abgesperrt. Ich wohne heute in einem dieser historischen Gebäude. Meine Wohneinheit liegt auf Souterrain, vor dem Fenster spazieren Leute vorbei. Aber es ist sehr stimmig und sehr schön neu restauriert. Rohe Steinwände, neu verputzte Wände, die alten Holzbalken, ein schönes neues Badezimmer, eine Küchenzeile, und alles sehr sauber und gepflegt :-) Für Morgen habe ich in Siena reserviert, auch eine Buchungsbestätigung erhalten, dann aber einen Anruf erhalten, dass doch kein Zimmer frei ist. Es wurde mir aber eine Alternative angeboten, die ich akzeptiere, bin neugierig….