Tag 26 Siena
Eigentlich wollte ich kein Wort mehr zu den Betten, speziell den Matratzen verlieren, aber das Bett der letzten Nacht ist es wert, erwähnt zu werden. Kurz gesagt, es war die mit Abstand schlechteste Liegestatt meiner Reise, denn Bett darf man so etwas gar nicht nennen. Eine Art aufklappbares Notbett mit einer Matratze, die sich beim Hinsetzen schon durchbiegt. Beim Hineinlegen macht man gleich ein U, Kopf und Füße oben, der Hintern tief eingesunken, fast Bodenkontakt. Ich konnte das Ende der Nacht in diesem Folterbett kaum erwarten. Zum Frühstück esse ich die vier Mandarinen, die ich gestern hier um 4 Euro gekauft habe. Beim Blick nach Draußen hebt sich meine Laune auch nicht, es regnet und es hat gerad mal 15 Grad. Heute habe ich erstmal zwei Schichten unter der Regenjacke an. Durch das Dorf hinauf, dann geht es aber für zehn Kilometer kurvenreich hinunter ins Tal. Außer einem Pferd, das nach einer Kurve gemächlich die Fahrbahn quert, und vier Rehen am Straßenrand bin ich allein unterwegs. Trotz des schlechten Wetters ist die Schönheit dieser Gegend offensichtlich, trotz Nebel und Nieselregen. Bald erreiche ich die Abzweigung zu Bagni San Filippo, warme Quellen, die zu besuchen mir sehr empfohlen wurde. Danke Sepp für den Tipp, das Wetter hat leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es geht wieder Hügel rauf und Hügel runter, so viele Fotomotive, wenn es nur schöner wäre…. Bald nieselt es nur noch, aber die Regenjacke vertrage ich wegen der Temperatur trotzdem. Ich muss sogar einmal stehenbleiben, um Socken anzuziehen, so kalt ist mir in den offenen Sandalen, speziell durch den Fahrtwind bei den Abfahrten. Total uncooles Touristenouting, kurze Radlerhose, dazu Sandalen mit Socken, aber der Zweck heiligt die Mittel ;-) Ich werde heute aber sicher noch ins Schwitzen kommen, dann sind die Socken ohnehin wieder weg. Wieder befahre ich den Franziskusweg, mit vielen Pilgern, die mir entgegenkommen. Mit einer Französin unterhalte ich mich kurz, als ich gerade meine Regenhaube vom Helm nehme, es hat aufgehört zu regnen. Sie ist nur wegen der Toskana hierhergekommen und schwärmt in den höchsten Tönen von der Schönheit der Toskana, ich stimme ihr vollkommen zu. Von allem, was ich in Italien schon gesehen habe, gehört mein Herz der Toskana. Besonders dieser Landstrich, durch den ich heute fahre, das Val d`Orcia ist atemberaubend schön. Es ist wie eine Fahrt durch ein Bilderbuch, mit der Erkenntnis, jede neu aufgeschlagene Seite ist noch schöner als die vorangegangene Seite es schon war. Dazu bessert sich auch das Wetter langsam, es kommt immer wieder kurz die Sonne durch. Ich könnte ständig stehenbleiben, um zu fotografieren, aber das ist zu umständlich. Wer sehen möchte was ich sehe, muss ohnehin herkommen, um es selbst zu erleben :-) In Torrenieri, ungefähr zur Hälfte der Strecke, gönne ich mir ein Frühstück. Es ist das erste Mal, dass ich mich mit Englisch nicht verständlich machen kann. Wenn Hemma hören könnte, was ich da auf Italienisch daherstammle …… (Hemma, Du bist eine ganz tolle Lehrerin :-) ich bin ein ganz schlechter Schüler ;-) Aber das Frühstück ist gesichert. Es geht weiter, wie bisher, nur dass der Verkehr jetzt massiv zugenommen hat. Da bin ich immer froh, wenn ich die ss2 mal kurz verlassen kann, um auf einer Schotterpiste Franziskuspilger zu sein. Siena taucht in der Ferne auf. Bevor ich Siena erreiche, muss ich noch eine Bergwertung absolvieren, teils auf Schotterpiste, teils auf Nebenstraßen, immer hinauf, schwitz. Durch ein mächtiges Tor fahre ich in das Zentrum, aber sehr bald muss ich das Rad schieben, es schieben sich maßen von Menschen durch die engen Gassen. Ich lasse das Rad einfach stehen, um ein paar Fotos zu machen. Dann suche ich meinen Weg zum Hotel, der Alternative. Hat alles geklappt, schnell einchecken und dann noch rechtzeitig in eine Trattoria zum Essen, Tortelloni mit Wildschweinragout, danach Tiramisu, dazu passend ein kleines Bier ;-) Das Hotel scheint ganz ok, das Bett fühlt sich hart an, also habe ich für zwei Nächte verlängert. Wäsche waschen steht wieder mal an, genauso wie die Kettenpflege dringend fällig ist, und Siena werde ich auch nochmals besuchen, eine Bushaltestelle habe ich direkt vor dem Hotel, ich freue mich auf diesen Tag off :-))