T O U R B L O G

Tour di pensionamento

20. Sep 2023

Tag 30 Casigno

Gut ausgeruht, fit für den Tag :-)
Beim Frühstück bekomme ich nochmals heißes Wasser für meine Trinkflasche, Kamillentee für unterwegs, für alle Fälle. In der Nacht bin ich durch ein lautes Brüllen aufgewacht, obwohl das Fenster geschlossen war. Ich konnte es nicht zuordnen, kein mir bekanntes Tier brüllt so. Nach einiger Zeit schlafe ich weiter. 
Frühstück erledigt, fertig aufgepackt, es könnte also losgehen. Könnte, wenn sich das Navi, vielmehr die App starten ließe. Bis es endlich klappt, vergeht fast eine halbe Stunde, keine Ahnung was da wieder los war. Die Berge vor mir, fahre ich los, es geht gleich bergauf. Zuerst noch moderat, dann wird es steiler. Über die ersten Serpentinen erreiche ich das Bergdorf, das ich schon unten beim Wegfahren gesehen habe. Durch und weiter den Berg hinauf, ich schwitze bereits ganz schön. Es folgt noch ein Bergdorf, dann wird die Straße schmal und schlechter, dafür umso steiler. Langsam frage ich mich, warum ich mich auf diese Bergfahrt gestern so gefreut habe, lustig ist es nicht gerade. Ich muss eine kurze Pause einlegen, damit mein Puls sich normalisiert und ich wieder Luft bekomme. Das Höhenprofil zeigt mir, dass ich gerade einmal ein Viertel der Steigung geschafft habe. Weiter geht´s, der Berg ruft. Die Gegend wird immer einsamer, ich habe die schmale Straße für mich allein. Mittlerweile bin ich durchgeschwitzt, jetzt nicht mehr stehen bleiben, sonst verkühle ich mich, geht mir durch den Kopf, und auch der Hans Knaus meldet sich wieder, ja, die Oberschenkel brennen. Heute habe ich die Socken bereits beim Wegfahren angezogen, je höher ich hinaufkomme, umso kühler wird es. Nach zwei Stunden bin ich endlich oben angekommen, nein, Gämse bin ich keine ;-) Ich habe einen fantastischen Blick hinunter in das Tal, aus dem ich gekommen bin. Raus aus den nassen Shirts, ein trockenes und die Regenjacke angezogen, denn jetzt geht’s einmal bergab. Ich mache Fotos, da höre ich wieder dieses Brüllen von letzter Nacht. Einmal ganz nahe, einmal auf der anderen Talseite weiter entfernt. Eine Schafherde beginnt ganz aufgeregt zu blöken, Hunde stimmen mit lautem Gebell ein, und wieder dieses Brüllen. Da fällt mir ein das ja unlängst in den Südtiroler Bergen ein Radfahrer von einem Bären angefallen und getötet wurde. Nichts wie weg und weiter! Diese Gegend ist sehr einsam, gut vorstellbar, dass gerade ein Bär hier durchzieht, dem ich nicht begegnen möchte. Ich fahre diese Strecke in Gegenrichtung hinunter, die ich vor Tagen oder waren es schon Wochen in Richtung Rom hochgefahren bin. Damals war Sonntag, ein schöner Tag, der letzte Ferientag, dementsprechend war viel los um den Stausee, den ich nach einigen Kilometern durch unberührte Wildnis erreiche. Heute keine Verkaufsbuden, kein Bootsverleih, leere Parkplätze, dafür färbt sich der Wald leicht ein und schon sehr viel Laub liegt auf dem Boden und der Straße, es wird Herbst. Zuvor habe ich schon die Grenze von der Toskana in die Region Emilia Romagna passiert, und dort gleich den Akku gewechselt, es waren doch schon einige Höhenmeter. Beim See mache ich kurz Rast, Trinke Tee und esse einen Müsliriegel. Es sind noch einige Radreisende unterwegs, mit einem Mädchen aus Deutschland komme ich ins Gespräch. Sie ist an der Deutsch-Österreichischen Grenze losgefahren, Ziel Rom. Sie ist alleine unterwegs, zeltet auf Campingplätzen, wildcampen traut sie sich alleine nicht.
Es wird Nachmittag, mein Navi sagt, nur noch wenige Kilometer to go. Als ich bei null, also am Ziel ankomme, ist aber kein Ziel in Sicht, weit und breit nicht! Nach weitern 10 Kilometern erreiche ich Vergato, von hier finde ich den Weg zur Casa Torre, ich war ja schon einmal da. Es geht noch einmal den Berg hinauf, aber dann ist es für heute geschafft, knapp 70km und 1490 Höhenmeter. Ich werde von Dominique und Marteen herzlich empfangen. Ein Glück dass ich hier übernachten kann, morgen fahren sie nach Holland, dann ist hier zu.
Wir verbringen einen angenehmen und sehr unterhaltsamen Abend bei einem guten Glas Wein, nachdem ich schon zuvor von ihnen zum Abendessen eingeladen wurde :-) Vielen Dank euch Beiden, mille grazie! Morgen steht ein Kurztrip nach Bologna am Programm….