Tag 32. Ferrara
Gestern habe ich mich im Supermarkt noch mit essbarem versorgt, somit war mein Abendessen und das Frühstück gesichert. Am Abend gab es Emmer mit Gemüse, sehr lecker, dazu eine Dose Bier, genossen im Freien bei angenehmen Temperaturen, bis mich die Gelsen in das Haus trieben. Heute Brot mit Käse und Paprika, dazu Tee. Satt und zufrieden :-)
Ich habe gut geschlafen, aber heute habe ich einige stark juckende Beulen am Hals und in der Armbeuge. Vielleicht Spinnen, oder Bed Bugs, hoffentlich beides nicht, sondern nur gewöhnliche Gelsen, ich werde es beobachten….
Was ich bisher vergessen habe zu erwähnen, vorgestern als ich bei casa Torre ankam, hatte ich genau 2022km am Display, ich schätze, so 2500km werden es in Summe werden, bis ich zuhause bin. Heute ist seit längerem der erste Tag, an dem es morgens über 20 Grad hat, passt gut. Gestern habe ich erstmals mein „verbotenes“ Rücklicht angeschaltet, ich habe es aus Amerika importiert, es ist bei uns nicht erhältlich, weil verboten. Es ist so stark, dass der nachkommende Fahrer geblendet wird, wenn er direkt hinter mir fährt, aber ich bin schon aus einiger Entfernung wahrnehmbar, das ist bei schlechter Sicht und dichtem Verkehr wie eben gestern, ein echter Bonus! Italienische Straßenfahrer haben zum Teil auch ein sehr starkes Rücklicht, ich nehme an, hier ist es erlaubt. Meine heutige Tour geht bzw. fährt nach Ferrara, wieder entlang einer stark frequentierten direkten Verbindungsstraße. Zum Unterschied zu gestern, führt über ganz lange Streckenabschnitte ein schöner Radweg parallel zur Straße, zumeist auch baulich getrennt, ein Radfahrer Paradies. Die zuständigen Politiker in dieser Gegend Bologna und Ferrara müssen wohl selbst Radfahrer sein ;-) Ferrara hat darüber hinaus den Ruf, Italiens Radfahrer Hauptstadt zu sein. Es ist zwar sehr laut entlang der Straße, aber ich radle ganz entspannt dahin, kein Stress. Die Berge sind längst aus meinem Rückspiegel verschwunden, vor mir liegt wieder die schon bekannte Po Ebene. Von den heutigen 67 Kilometer der Gesamtstrecke, waren es sicher 45 Kilometer Radwege. Als der Radweg endet, ändert sich auch das Wetter, es beginnt leicht zu regnen. Regenschutz auf den Helm, Regenjacke an und das xx-starke Rücklicht ein. Ich fahre wieder auf scheinbar unendlich langen, geraden Straßen dahin, das Ende kann man nur ahnen. In der Ferne taucht schemenhaft ein Kirchturm auf, dort werde ich einmal einen Unterstand suchen und im Internet nachsehen, wie sich das Wetter entwickeln wird. Ich komme näher, aber nicht nahe, denn die Straße macht einen 90 Grad Schwenk, und vor mir die nächste unendlich lange Gerade, und es beginnt stärker zu regnen. Unter einem großen Baum bleibe ich schließlich stehen, und krame aus einer Packtasche – natürlich ganz zuunterst – meine Regenhose hervor, und es geht weiter. Der paradoxe Nachteil dieser regendichten Bekleidung ist der, dass sie dicht ist. Von außen dringt kein Wasser ein, trotzdem spüre ich, wie mir innen das Wasser den Körper hinunter rinnt. Es ist kühler geworden, da wird das Köcheln im eigenen Saft fast schon wieder zum Vorteil, solange man sich bewegt. Deshalb beschließe ich auch, keinen Halt mehr einzulegen, sondern schnellstmöglich zu meinem Quartier zu radeln. Kurz nach zwölf erreiche ich schon Ferrara, ich muss aber durch die Stadt, mein Hotel liegt in einem Vorort. Kein Problem, dass ich so früh da bin, mein Zimmer ist fertig, ich kann einchecken. Mein Rad ist im Heizkeller sicher verstaut, und ich habe mir fest vorgenommen, es heute auch nicht mehr zu bewegen, ganz egal welche Sehenswürdigkeiten die City auch zu bieten hat. Nach dem Duschen gehe ich ins hauseigene Restaurant und esse ein als lokale Spezialität angepriesenes Nudelgericht, Bandnudeln, hier vorwiegend Eierteigwaren! mit einer Tomatensoße mit einer nur hier erhältlichen Salami. Dazu ein Glas Rotwein, vino della casa und zum Abschluss ein Tiramisu. Eigentlich wäre ich jetzt bereit für ein Mittagsschläfchen, aber da kommt mir die Statistik in den Sinn, die mir Ingo vor einigen Tagen geschickt hat. Von 1. September bis zum 13. September hat dieser Blog 585 verschiedene Besucher mit 1.223 Besuchen 10.673 Seitenaufrufen und 107.760 Zugriffen verzeichnet, und heute ist bereits der 22! Da bin ich all diesen Besuchern und zahlreichen Unterstützern wohl schuldig, ein paar Fotos aus der Region zu liefern. Ich mache mich auf und chartere ein Taxi. Der Fahrer erzählt mir allerhand interessantes zur Stadt, eine zur Gänze vorhandene Stadtmauer die begehbar und mit dem Rad befahrbar ist, (Ferrara ist eine der Städte mit der höchsten Fahrraddichte der Welt!), wir fahren am Palazzo di Diamanti mit seiner Fassade von 8000 pyramidenförmigen Steinen vorbei, und er zeigt mir das Geburtshaus von Ettore Bugatti, der Namensgeber der gleichnamigen französischen Automarke. Lustig ist auch, dass hier in Ferrara einer der häufigsten Familiennamen Ferrari ist :-) Mitten im Zentrum, beim Castello Estense, steige ich aus dem Taxi und bedanke mich für die interessante Fahrt. Ich vermute, heute muss hier Sponsion oder Promotion gefeiert werden, überall stehen mit einem Blumenkranz geschmückte junge Frauen inmitten von Freunden und Familie, die sie feiern und fotografieren. Über den Platz und in den Gassen wird lauthals gesungen, mit dem Refrain Dottore, Dottore…. Es ist insgesamt angenehm viel los, kein Vergleich zu den unlängst besuchten Kult Städten. Wieder schlendere ich durch die Gassen und über Plätze, lass mich treiben und fotografiere auch, und gönne mir ein Eis. Diese Fotos kosten mich 48 Euro fürs Taxi, aber ich bin sehr froh, dass ich mich aufgerafft habe, Ferrara wird mir sehr angenehm in Erinnerung bleiben. Obwohl auch hier in und um die Stadt ein enormes Verkehrsaufkommen herrsch, ist die Luft klar. Ganz anders gestern in Bologna, dort ist die Luft von Abgasen geschwängert, es ist kaum auszuhalten gewesen. Marteen und Dominique, die beiden Holländer von der Casa Terre haben mir erzählt, wenn sie Sehnsucht nach der Stadt haben, fahren sie nach Bologna. Beide sind Raucher, aber wenn sie nach einigen Tagen Bologna wieder nach Hause kommen, spucken sie schwarzen Schleim aus. Ekelhaft, aber nachvollziehbar, wenn man da gewesen ist. Mittlerweile ist es 20:15 ich werde versuchen noch heute Fotos hochzuladen, habe aber wenig Hoffnung dass es hinhaut, die Internetverbindung ist sehr, sehr, sehr mau…..
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- Anita Pr. |
Cool, dass dein Abenteuer soviele Menschen erreicht!
Dein Tour Bericht ist auch meine Abendunterhaltung geworden :)
Muss auch immer bei Italo Disco an deine Musikliste denken;)wird hier momentan auch rauf und runter gespielt.
Soll von Christian und den Jungs auch liebe Grüße ausrichten!
Pass gut auf dich auf und alles Gute weiterhin! |
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- pa |
Es freut mich dass Du mich begleitest :-) Danke für die lieben Wünsche! Grüß Deine Männer von mir :-) |
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- Trudl |
Dein Tuorbericht wird auch bei uns mit Spannung verfolgt, entweder abends oder am Morgen. Alles Gute weiterhin, pass gut auf dich auf. |
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- pa |
Buongiorno :-) |
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- Trudl |
Taxi für Fotos werden von uns übernommen |
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- pa |
Grazie mille, cara sorella :-) |
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- Morli |
Sehr gut geschrieben dein Bericht wie ein Krimi lg |