Tag 15 Populonia
Der gestrige Tag hat geendet, wie er begonnen hat. Kein Frühstück, kein Abendessen. Dazwischen ein Brötchen, ein Eisbecher und ein Bier. Das heutige Frühstück ist demnach sehr umfangreich ausgefallen. Bisher waren die Eier im Buffet immer hartgekocht, so dachte ich auch beim heutigen Ei, das ich abzuschälen versuchte. Allerdings rann mir der Dotter des rohen Eis durch die Finger. Nun gut, war halt ein Versehen, das nächste wird sicher hart sein. War es wieder nicht, und so löffelte ich halt ein rohes, ganz leicht angekochtes Ei, natürlich gekühlt. Das Hotel lag in einem Vorort von Livorno, mit dem üblich heftigen Morgenverkehr war ich bald durch die Stadt am Hafen angelangt. Herrlich, endlich am Meer! Die Fähre nach Korsika liegt noch im Hafen, und draußen warten einige große Frachter auf ihre Einfahrt in den Hafen. Es geht einige Zeit entlang der Küste auf einem guten Radweg aus der Stadt hinaus, dann wie schon gewohnt, einreihen in den fließenden Verkehr und Gas, sprich alles geben, was die Beine – und der Motor - hergeben. Vom Meer weht eine steife Brise harauf, natürlich Gegenwind, war eh klar ;-) Es geht einige Hügel hinauf, das Meer immer in Riechweite. Bei einer Abfahrt in eine Senke muss ich sogar treten, so stark ist hier der Wind. Macht nichts, am Vormittag habe ich noch reichlich Power. Ich habe letzte Nacht sehr gut geschlafen, es war das bisher beste Bett meiner Reise, genau die richtige Härte, ich fühle mich fit :-) 45 km sind so schnell abgespult, ich bin um 10:30 schon bei Cecina. Dort beginnt ein Nationalpark, durch den man nur gehen UND radfahren darf. Über mehrere Kilometer erstreckt sich ein dichter Kiefernwald, es duftet unheimlich gut und ich mache meine erste Pause. Dieser Wald ist stellenweise mehrere 100m breit, immer zwischen der Straße und dem Meer gelegen. Nachdem ich lange gerade auf diesem wunderschönen Waldweg dahinradle, kommt eine Kurve in Richtung Meer. Laut Navi geht der Weg ganau daran entlang. Ich freu mich darauf, aber nur kurz, der Weg ist kein Weg mehr, es ist der Sand vom Strand, da habe ich mit meinem Gewicht keine Chance. Aber es lohnt ohnehin, hier abzusitzen und sich den Strand anzusehen. Obwohl so gut mit dem Fahrrad erreichbar, sind nur einige wenige Menschen an diesem Strand. Aus Treibholz und/oder abgebrochenen Ästen haben sie sich Unterstände gebaut. Das erinnert mich an unsere ersten Griechenland Urlaube als Jugendliche, wir hausten für Wochen auch nur wild an einem Strand, wir brauchten so wenig um glücklich zu sein. Heute darf´s schon ein bisserl mehr sein, eine Liege am Strand samt Sonnenschirm soll es wenn möglich schon sein ;-) Auf einem Alternativweg fahre ich dann noch einige Zeit durch diesen Duft-Wald, dann wieder hinaus auf die Straße. Mittlerweile ist es heiß geworden, im Wald war es so angenehm kühl, und kein Wind war zu spüren. Damit ist wieder Schluss. Das Fahren wird nun mühsamer, es zaaaaht sich dahin bei ständigem Gegen-oder Seitenwind. Nach einer langen Geraden halte ich bei einem Gemüsehändler an. Als sich mich aufrichte wird mir ganz schwindelig, ich bin benommen. Hab eh genug getrunken, denke ich mir, was ist da los? Tja, essen soll man halt auch. Mein kluges Handy hat mir heute geschrieben, dass ich seit 14 Tagen (heute Tag 15) einen erhöhten Energieverbrauch habe, 1880 Kalorien über dem Grundumsatz. Ich kaufe und esse 4 Tomaten und zwei Bananen und zwei Flaschen Wasser, setz mich in den Schatten, und warte bis es mir besser geht. Geht schon, und ist ja auch nicht mehr weit. Es ist magic, der Wind hat gedreht und bläst nun von hinten oder von der Seite, zur Straßenmitte hin. Ich biete ja auch genügend Angriffsfläche für den Wind. Dann endlich wieder ein Radweg, baulich getrennt von der Fahrbahn, super! Die Gegend in die ich nun komme, erscheint mir vertraut, war ich doch letztes Jahr mit Riki in diesem Gebiet im Urlaub. Für einen Tag waren wir an einem dieser wenig besuchten Strände, ganz viele schöne Erinnerungen kommen hoch. Ich halte nach einem Restaurant Ausschau, und finde es tatsächlich wieder. Hier habe ich uns mit Bier versorgt, das wir am Strand getrunken haben, und so mache ich es heute auch. Ein Holzsteig führt durch eine Wald mit Schirmakazien zum Strand und endet auf einer mit Schilf überdachten Bretterfläche. Mein Rad lasse ich zurück, wird schon noch da sein, wenn ich wiederkomme. Der Strand ist wie vor einem Jahr Jahr, beinahe menschenleer. Nur ganz verstreut stehen Sonnenschirme im Sand. Wie vor einem Jahr sitze ich unter dem Schilfdach im Halbschatten, genieße ein alkoholfreies Bier und hänge meinen Gedanken nach. Schon krass jetzt hier zu sein - und mit dem Rad hergekommen zu sein, heute sind es genau 1205 km geworden. Riki fährt ja nicht so gerne ein zweites mal an den selben Ort, aber ich wusste, hier komme ich nochmals her :-) Abgehakt ! Die letzten 5 von heute 85 km sind schnell erledigt, ich habe ein Quartier gebucht, das ich letztes Jahr im Vorüberfahren gesehen habe. Es ist eine große Anlage (kein all inkl.) mit Pizzeria, Gelateria, Waschsalon, Bike Shop und Werkstatt, Mini Market, Tennisplatz und drei Pools. Das Hauptklientel hier sind Italiener.
Hier bleibe ich für zwei Nächte, morgen ist mein zweiter day off. Ich hab mir schon einen Token für die Waschmaschine gekauft, da erspare ich mir die Handwäsche ;-) Heute nur Duschen und Haarewaschen, und dann die Anlage erkunden. Apropos Wäsche, es gibt hier auch einen Radwaschplatz, mein Rad glänzt wieder und darf morgen auch ruhen!
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- Gerhard |
Wenn es geht, unbedingt hier fahren: Buca delle fate ;) on the way... |