Tag 28 Greve in Chianti
… und zwei Tage Siena sind schon wieder vorbei. Hier hat alles gepasst, das Hotel war großartig, Siena sowieso. Einmal muss ich noch den Berg hoch, um acht Uhr trete ich an, die Straße, die ich gestern bereits zu Fuß hinauf gegangen bin. In das Zentrum muss ich nicht hinein, ich fahre entlang der alten Stadtmauer, wo der Kampf um die Parkplätze bereits wieder begonnen hat. In diesen Städten kehrt wahrscheinlich erst im Winter Ruhe ein. Es ist ziemlich frisch, 17 Grad gerade einmal, speziell bergab unangenehm zu spüren, ich habe die Socken griffbereit vorbereitet und werde sie bald anziehen. Aber zuerst erreiche ich Montereggioni, eine gut erhaltene Festungsstadt auf einem Hügel gelegen. Ich fahre hinauf, um es mir aus der Nähe anzusehen. Wenn ich bedenke, dass ich bei meiner Erstplanung zuhause unbedingt hierher wollte, bin ich heute ein wenig enttäuscht. Keine Ahnung, was ich erwartet habe, aber es hat mich nicht geflasht. Darum habe ich mir auch schon lange vorgenommen, nichts mehr einzuplanen das ich unbedingt sehen möchte, sondern ich genieße alles, was mir der Weg so bietet. Davon gibt es schließlich reichlich hier, und mit dem Rad bekommt man so viel mehr mit :-) Dann tauche ich in ein Tal hinab, da wird es dann richtig kalt. Am Oberkörper verschwitz, die Füße eiskalt, die Socken müssen her! Es will heute so gar nicht schön werden, der Himmel ist bedeckt, keine Sonne zu sehen. Die 35 Grad in der Po Ebene waren mir lieber, aber es wird wohl auch hier Herbst. Poggibonsi ist recht groß, ich radle durch ohne anzuhalten, es gibt hier nicht zu sehen, zumindest auf meiner Route ist es so. Wird aber bald anders, als ich die Berge des Chianti erreiche. In den Weinhängen sind fleißige Händen bereits bei der Lese der vollreifen Trauben. Es gibt wieder einige knackige Anstiege zu bewältigen, aber das „erste Radfahrer´sche Gesetz“ besagt, wenn es hinauf geht, geht es irgendwann auch wieder hinunter, das ist Physik, daran ist nicht zu rütteln ;-) Die Straßen sind sehr schmal, entgegenkommende Autos hupen vor jeder Kurve, gute Idee. An einem alten Kloster halte ich an, Pinkelpause, da nähert sich ein langer Konvoi von Cabrios, mindestens 30, vorwiegend Alfa und Fiat, die meisten davon mit alten Kennzeichen aus Rom. Die Passagiere winken freundlich, als ich fotografiere. Alte Autos in dieser historischen Gegend, macht sich gut. Mein heutiges Ziel, Greve in Chianti ist nicht mehr weit entfernt. Am Höhenprofil sehe ich, ich bin bald ganz oben, dann dem Gesetz folgend geht´s bergab :-) Und zwar recht heftig, ich muss ständig bremsen und höre dabei ein schleifendes Geräusch der vorderen Bremse. Wenn die Beläge abgefahren sind, wird es mich nicht wundern, sie waren jetzt fast 2000 Kilometer im Einsatz, gutes Material! Bevor ich ganz unten in Greve ankomme, muss ich noch in einem alten Bergdorf an einer roten Ampel anhalten. Der folgende Abschnitt der Straße ist einfach nicht breit genug, ich kann da auch von keinem Auto überholt werden. Dieses Dorf ist mir aus unserem vorjährigen Besuch in Erinnerung, hier sind wir mit den Rädern herauf gestrampelt. Noch eine Abfahrt über ein paar Serpentinen, dann ist Greve erreicht. 14 Uhr, Zeit zum Essen. Ich setze mich in ein Restaurant, das ich auch aus dem Vorjahr kenne. Alessandro, der Inhaber, begrüßt mich wie einen alten Bekannten, aber das hat er bei unserem ersten Besuch auch so gemacht, ist seine persönliche Masche ;-) Ich bekomme unaufgefordert ein Glas Vino da casa und Pizzabrot. Nach meinem Essen gibt es zwei Stück Kuchen, auch aufs Haus, Danke Alessandro! Die Sonne scheint noch immer nicht durch die Wolkendecke, es hat 28 Grad und es ist drückend schwül. Zeit einzuchecken, um zu duschen. Ich habe heute ein Privatquartier, ein Apartment mit zwei Schlafzimmern und zwei Bädern. Was anderes war nicht zu kriegen. Wieder eine Gelegenheit, um zu sehen, wie diese alten Häuser innen aussehen. Der Nachteil, ich bin im zweiten OG, ich muss alles hinauf schleppen, und morgen wieder hinunter. Auch mein Rad musste ich ein Stockwerk hinaufbefördern, dort steht es am Gang. Es gibt hier auch eine Radverleih mit Werkstatt, dort habe ich meine vorderen Bremsklötze wechseln lassen. Alles wieder gut!
Auf Frühstück brauche ich morgen auch nicht zu warten, gibt es hier nicht, ich werde irgendwo an einer Bar ein Frühstück kriegen. Morgen fahre ich über Florenz und Prato bis an die Hänge des Apennin, da geht es dann in den folgenden Tagen hindurch.
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- Bernd |
Du bist ja sehr flott unterwegs! Fast hat man den Eindruck, dich könne nichts mehr erschüttern. Routiniert lässt du Unangenehmes abprallen und genießt nur noch. Wow! |
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- pa |
Ja Bernd, es wird einiges zur Routine, das lässt mir mehr Kapazität zum Geniessen :-) |